EVOPFADE IN OSNABRÜCK
Osnabrück, eine Stadt des Friedens – im 17. Jahrhundert wurde fünf Jahre lang in der Stadt verhandelt, in Verhandlungen, die zum Westfälischen Frieden im Jahr 1648 führten. Einer der wichtigen Orte in Osnabrück war zu dieser Zeit die St. Katharinenkirche. Hier hat sich die schwedische Verhandlungsdelegation beraten. Damals wurde der Krieg zwischen den christlichen Konfessionen überwunden, aber noch immer sehen wir Krieg zwischen Religionen. Doch nicht nur Konflikte zwischen den Menschen bedürfen einer Lösung. Auch die Frage, wie wir einen Frieden mit der Natur erreichen, drängt heute immer mehr.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen unserer Zeit. Obwohl Einige bei dem Begriff aufstöhnen mögen, halten wir ihn doch für visionär, wichtig und anregend, denn es ist noch lange nicht erreicht, was notwendig ist. Häufg wird der Begriff im Kontext von Naturschutz und Naturbewahrung diskutiert. Unser Leitbild der nachhaltigen Entwicklung greift jedoch weiter und bindet auch die evolutionäre Entwicklung und Spiritualität mit ein. Diesen Ansatz griff das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt Osnabrücker Evopfade auf. Unter dem Motto „Nachhaltig leben, voneinander lernen und miteinander wirtschaften“ bearbeitete es die Frage, was wir als Menschen von der Natur lernen können und was das für die Lebensstile in der Stadt bedeutet. Über 50 % der Menschen in der Welt leben inzwischen in Städten. Es kann also nicht darum gehen, Nachhaltigkeit auf der grünen Wiese zu praktizieren, sondern es geht darum, zu zeigen, wie die Bewohner einer Stadt wie Osnabrück in vielen unterschiedlichen Bereichen nachhaltig leben können.
Die Straße in der Stadt, der Trampelpfad auf dem wir im Wald spazieren, der Weg durchs Gras, den Tiere gehen oder die betonierte Autobahn, die in die Landschaft gesetzt wird – es gibt viele Arten von Pfaden. Auch neue Ideen, Gedanken und Verbindungen können zu Lernerfahrungen und Pionierwegen werden. Pfade sind vielfältige Verkehrswege von Organismen. Oft sind es bewährte Wege, die bereits von vielen Vertretern einer Art betreten worden sind. Evo, als Abkürzung für den Begriff der Evolution, steht für Entwicklung. Auf den Pfaden der Evolution gehen verschiedene Arten und Organismen, deren Entwicklungen sich bewähren und verfestigen oder enden. Die Evolution leitet uns an, auf bewährten Pfaden zu gehen, aber auch alte Pfade zu verlassen und neue auszuprobieren. Pfade symbolisieren nichts Starres, so wie auch das Konzept der Evopfade nicht fest vorgegeben sein soll. Vielmehr geht es darum, zu bündeln, sichtbar zu machen und Synergien zu nutzen, um sich nach und nach auf zukünftige Entwicklungsschritte zu verständigen.
Es ging den Osnabrücker Evopfade darum, Erkenntnisse aus Natur und Evolution zu nutzen, um von unterschiedlichen Seiten auf das Thema Nachhaltigkeit zu blicken. Die Themen des Projekts waren Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Spiritualität und Bildung. Ziel des Projektes war es, zum Frieden mit der Natur beizutragen und dabei Akteure in sehr verschiedenen Bereichen miteinander zu vernetzen.
Die vielen einladenden Veranstaltungen, die ganzheitlich Körper, Geist und Seele ansprachen, reihten sich wie farbenfrohe Perlen auf einer Kette. So viele Initiativen und Akteure kümmern und engagieren sich bereits in Osnabrück. Sie alle bemühen sich auf vielfältigste Art und Weise um eine nachhaltige Zukunft! Das Projekt erhob keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern wollte Zusammenhänge erschließen und festigen.
In der Vorbereitung des Projektes wurde sehr deutlich, dass viele der Akteure auf ihrem Gebiet gut vernetzt sind. Wir wollten mit dem Projekt einen Beitrag dazu leisten, vorhandene Kooperationen zu unterstützen. Wir wollten aber auch erreichen, dass Akteure aus ganz unterschiedlichen Feldern sich besser kennenlernen und ungewöhnliche Kooperationen entstehen. Damit versuchten die Osnabrücker Evopfade auch neue Pfade zu betreten. Ein Beispiel dafür war die Ausstellung „Darwin meets Business“, die sich an die Wirtschaft richtete und in der St. Katharienkirche gezeigt wurde.
Es war uns ein zentrales Anliegen, Akteure der Wirtschaft in das Projekt einzubeziehen. Die Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Sparkasse Osnabrück und die Diskussion über nachhaltige Logistik mit Meyer & Meyer und DHL in der Volkshochschule Osnabrück waren dafür Beispiele. Spiritualität gilt heute als eine wichtige Ressource zur persönlichen Sinnfindung und der Bewältigung von Krisen, Umbrüchen, Abschieden und Neuanfängen. Es ist ein Feld, das besonders von Kirchen und Religionsgemeinschaften bearbeitet wird. Aber auch außerhalb von Kirchen und Religionen suchen Menschen nach spiritueller Verankerung, Ausrichtung und Entfaltung. So sagte Joseph Beuys: „Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt“. Man kann es als Hinweis darauf sehen, dass die Spiritualität uns in einem hektischen Alltag Stütze sein kann, uns leiten kann.
Die Themen, die wir behandelten, wollten wir mit allen Sinnen erfahrbar machen. Wir wollten diskutieren, anfassen, begreifen. Wir wollten sehen, hören und fühlen. Dazu trug hoffentlich die große Anzahl und Vielfalt der angebotenen Aktivitäten bei, von der Ausstellung über Seminare und Messen bis zur Exkursion. Die Evopfade sollten zunächst in Osnabrück begehbar sein; durch Wanderungen auf den Piesberg und im Nettetal, bei Radtouren zu drei Osnabrücker Bergen, zu millionenalter Erdgeschichte oder zu den Haseniederungen. Sie zogen sich auch durch die digitale Welt: Die von der Hochschule Osnabrück eigens entwickelte Mobilgeräte-App begleitete Besucherinnen und Besucher virtuell durch die Entwicklungspfade und stellte zusätzliche Informationen bereit. Wir hoffen, dass wir am Ende des Projekts eine weiter gewachsene und erlebte Resonanz für die Idee der Nachhaltigkeit erreicht haben. Wir wollten auf den Veranstaltungen bestehende und sich neu entwickelte Elemente eines „Aktionsplans für ein nachhaltiges Osnabrück 2020“ zusammentragen. Wir danken allen Unterstützern des Projekts, insbesondere der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, vertreten durch Verena Exner, der Sparkasse Osnabrück und Meyer & Meyer für die finanzielle Unterstützung. Die Bundesumweltstiftung unterstützte auch einige der im Projekt beteiligten Akteure. Wir danken den vielfältigen Akteuren, die uns geholfen haben. Sie wendeten viel Zeit und Energie auf, um das Thema Nachhaltigkeit in den Köpfen und Herzen wachsen zu lassen und in Osnabrück spürbar zu machen.
Dr. Klaus-Stephan Otto,
Frederik Fleischmann, Evoco GmbH
Ingrid Großmann, Großmann Coaching
Otto Weymann, St. Katharinen