„Gemeinsam mehr erreichen“
Eine Nachschau auf die Podiumsdiskussion zu nachhaltiger Mobilität und Logistik von Eva-Maria Lammers
Wie nachhaltig kann eine Branche sein, die immer noch überwiegend endliche und fossile Brennstoffe nutzt und was muss geschehen, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten? Verträgt sich ökologisches und ökonomisches Handeln überhaupt? Diese und weitere Fragen wurden am Mittwoch, den 29.05.2013, im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Volkshochschule Osnabrück mit Experten und Vertretern der Branche thematisiert. Nach rund zweieinhalb Stunden waren sich die Teilnehmer einig: Osnabrück bietet viel Potential und am Standort sind bereits Unternehmen und viele Initiativen aktiv, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst sind.
„Logistik ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Region Osnabrück und ein strukturbestimmendes Merkmal.“ Mit dieser Aussage verwies Wolfgang Gurk, langjähriger Geschäftsführer der Osnabrücker Wirtschaftsförderung auf die Bedeutsamkeit der Branche. Seiner Auffassung nach gehe es nicht darum die Themen Ökonomie und Ökologie losgelöst voneinander zu betrachten, sondern sie als integrale Bestandteile des unternehmerischen Handelns zu verstehen. Dem schloss sich auch Rolf Meyer, geschäftsführender Gesellschafter der Meyer & Meyer Holding GmbH & Co. KG, an. „Wenn man weiß, dass etwas getan werden muss, dann muss man auch etwas tun“, so der aus Überzeugung handelnde Speditionsunternehmer, der das Unternehmer bereits in dritter Generation führt. Meyer verweist darauf, dass die Branche zwar nicht nachhaltig agieren kann, er aber mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen großen Schritt in die richtige Richtung gehe. Und aus diesem Grund wurde sein Unternehmen bereits mit einigen Preisen für nachhaltiges Engagement ausgezeichnet. Auch Bernd Strunk, Abteilungsleiter bei der Deutschen Post AG, zeigte auf, wie wichtig Nachhaltigkeit ist und stellte die verschiedenen Maßnahmen der Deutschen Post vor. Vom modernen Fuhrpark über eingesetzte Elektrofahrzeuge bis hin zu einem eigens entwickelten Elektroauto, welches bei IAA als neuer Prototyp vorgestellt wurde, auch beim größten deutschen Postunternehmen ist das Thema präsent.
Weniger das Thema Logistik, sondern vielmehr das Thema Mobilität im Allgemeinen wendete sich Thomas Polewsky vom Verkehrsclub Deutschland mit voller Aufmerksamkeit zu. Als Verfechter der Stadtbahn, die seit Jahren in Osnabrück als alternatives Verkehrsmittel thematisiert wird, erläuterte er die jüngsten Ergebnisse einer Studie. Für ihn gehe es in der Diskussion um die Frage, wie wir die Mobilität der Zukunft bewältigen können. Er fordert daher eine offene und ehrliche Diskussion, frei von wirtschaftlichen Interessen, mit dem Blick dafür, welches Verkehrssystem am besten geeignet sei, um den kommenden Anforderungen zu entsprechen und Einsparmöglichkeiten zu nutzen. Wichtig ist ihm dabei die überregionale Zusammenarbeit, die also nicht an den Stadtgrenzen enden sollte, sondern bis in den Landkreis führt.
Angereichert wurde die inhaltliche Diskussion um den evolutionären Ansatz, also dem Lernen aus der Natur. Den Ansatz dazu erläuterte Dr. Peer Seipold, der am Institut für Verkehrsplanung und Logistik an der TU Hamburg-Harburg forscht, um mit Hilfe der Bionik ressourcenschonende Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Um Lösungen zu finden, schaut er auf die Natur. Mit eindrucksvollen Analogien aus dem Reich der Bienen und Ameisen zeigte er auf, dass schon in der Tierwelt hervorragende Transportsysteme etabliert seien, die uns als Beispiele für das eigene Handeln dienen können. In seinen Forschungen beschäftigt er sich damit die Komplexität von Systemen und Prozessen zu reduzieren und gleichzeitig die Interaktionsfähigkeit aller Beteiligten zu steigern, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.
Zum Abschluss stellte Dr. Klaus-Stephan Otto, Leiter des Projektes Osnabrücker Evopfade und Moderator der Runde die Frage, ob die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Region durch einen stärkeren Zusammenschluss von Wirtschaft und den verschiedenen Initiativen noch stärker vorangetrieben werden können. Die Podiumsgäste und Besucher zeigten sich schnell einig. Unabhängig ob es um Logistik im Speziellen oder um Mobilität im Allgemeinen geht – nur gemeinsam, im Dialog und themenübergreifend können Lösungen gefunden werden, die dem Nachhaltigkeitsgedanken weiter Rechnung tragen. Dazu müssen Geschäftsmodelle zukunftsorientiert aufgestellt sein, Vorbilder in der Öffentlichkeit mit positiven Botschaften hervortreten, um emotionale Begeisterung auszulösen, die die Gesellschaft und weitere Unternehmen zum Mitmachen anregen.